Nur nicht den Mut verlieren

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Nach zwei Monaten dominiert der schreckliche Krieg in der Ukraine noch immer unsere Nachrichten und oft auch unserer Gefühle, Gedanken und Gespräche. Noch immer zeichnet sich kein Ausweg ab geschweige denn eine langfristige Lösung für Frieden in Europa. Die furchtbaren Menschenrechtsverbrechen der russ. Arme werden lauthals verurteilt, aber den Auftraggeber Putin wird man wohl nie vor ein Kriegsverbrechergericht stellen können. Wer Atomwaffen besitzt, scheint Narrenfreiheit zu haben und jenseits von Recht und Gerechtigkeit agieren zu können. Wenigstens lockert Corona jahreszeitlich bedingt seinen Würgegriff. Dafür sind wir jetzt zunehmend mit Preissteigerungen konfrontiert. Die finanzielle Lage vieler Menschen wird immer schwieriger. Ganz hart trifft es wie immer die Ärmsten der Armen. Die Zahl der Menschen, die weltweit Hunger leiden steigt derzeit rasant an. Und dann ist da noch die allergrößte und bedrohlichste Krise der Gegenwart: der Klimawandel.

Täglich erreichen uns unglaublich viele schlechte Nachrichten, die uns schwer belasten, regelrecht krank machen können. Das alles ist nur schwer auszuhalten, deshalb gibt es eine ganze Reihe an Gegenbewegungen: Tatsachen werden verdrängt oder gar geleugnet. Menschen ziehen sich in ihr privates Glück zurück und tun so, als ob alles so bleiben könnte. Andere radikalisieren sich und leben nur noch in ihrer Blase.

Ich verstehe jeden, der unsere Welt nicht mehr aushält und auf einen anderen Planeten fliehen möchte. Im Urlaub tut es uns allen gut einmal abzuschalten. Aber auf Dauer bringt es das nicht. Auf Dauer gilt es den Mut nicht zu verlieren, gegen die Sinnlosigkeit anzuleben und „auf dem Acker der Lieblosigkeit Rosen zu pflanzen“. Das ist ein Zitat aus einem Gedicht, das mir gut tut, denn es öffnet die Augen dafür, dass eben nicht alles schlecht sein muss. Wir sind nicht völlig ohnmächtig.

Ich will lernen,
gegen die Sinnlosigkeit anzuleben.
Der Sprachlosigkeit will ich Worte verleihen
und der Taubheit ein offenes Ohr.
Der Blindheit will ich die Augen öffnen
und zu den Lähmungen sprechen: steht auf!

Dem schnellen Vergessen will ich
Erinnerung schenken,
und der Gleichgültigkeit will ich Worte verschaffen,
die etwas gelten in der Welt.
Auf dem Acker der Lieblosigkeit will ich
Rosen pflanzen
und die Ziellosigkeit eines jeden Tages
am Ende des Regenbogens verankern.

Der Beziehungslosigkeit will ich Fäden spinnen
und der Einsamkeit fremde Türen öffnen.
Der Kälte will ich feurige Kohlen geben,
und der Trostlosigkeit will ich ein Lächeln schenken,
verborgen und heimlich vor dieser Welt.
Die Ausweglosigkeit will ich
mit Hoffnungsspuren durchkreuzen,
und die gähnende Leere will ich nach langem Schlaf
zu vollem Leben erwecken.

Diese Worte von Christa Spilling-Nöker als Morgengebet tun vielen Menschen gut, denn sie machen Mut auch in schweren Zeiten.

Viel Mut wünscht Pfarrer Johannes Schultheiß