Im November 2012 wurde die Welt aufgeschreckt: Bei einem verheerenden Feuer in einer Textilfabrik in Bangla Desh kamen über hundert Menschen ums Leben. Auch in Pakistan und anderen Ländern kosten ähnliche Unglücke regelmäßig vielen Menschen das Leben. Es handelt sich dabei keineswegs um Naturkatastrophen, sondern um grobe Fahrlässigkeit, verbunden mit der Absicht, mit internationalen Textilketten im Geschäft zu bleiben und möglichst hohe Profite einzufahren.
Wer ist nun für diese katastrophalen Unglücke konkret verantwortlich? Fest steht: Vor Ort wurde auf Brandschutz und Notausgänge nicht ausreichend geachtet. Die eingangs erwähnte Fabrik hatte 9 Etagen, obwohl nur 3 genehmigt wurden. Arbeits- und Gesundheitsschutz gab es nicht. Aber nicht nur Behörden und Geschäftsleitungen in den Produktionsländern stehen in der Kritik, auch ihre Auftraggeber hierzulande, die Politik und nicht zuletzt wir alle – die Verbraucher -, die längst wissen, dass die superbillige Produktion ihren Preis kostet, den dann halt andere bezahlen müssen.
Das Problem der Sklavenarbeit in den asiatischen Textilfabriken ist nicht neu. In ihrem aufrüttelnden Buch „No Logo! Der Kampf der Global Player um Marktmacht (erschienen 2005) beschreibt die kanadische Journalistin und ATTAC-Aktivistin Naomi Klein detailliert das „Spiel mit vielen Verlierern und wenigen Gewinnern“. Konsumenten werden statt überzeugender Produkte oft nur noch hohle Images angeboten. Das Buch offenbarte die Machenschaften der multinationalen Konzerne hinter den Fassaden bunter Logos. Und die große Politik hat reagiert, so beschreiben die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen präzise die Verantwortung der Unternehmen für die gesamte Zuliefererkette. Sie gelten als Verhaltenskodex für alle multinationalen Unternehmen mit Sitz in einem der 44 Länder, die die Leitsätze ratifiziert haben, dazu gehört auch die Bundesrepublik Deutschland. KiK, C&A und andere Textilhandelsunternehmen stehen also in der Pflicht, sich an diese Leitsätze zu halten.
Natürlich, die Kontrolle der Wertschöpfungsketten bis ins letzte Glied oder bis auf das hinterste Baumwollfeld ist nicht leicht. Aber die Nähfabriken stehen in der Zuliefererkette ganz vorn, hier gibt es keine Ausreden für die Textilkonzerne. Sie könnten ihrer Verantwortung für Menschen- und Arbeitnehmerrechte und die Umwelt dadurch nachkommen, indem sie überprüften, von wem sie welche Waren beziehen und unter welchen Bedingungen diese hergestellt werden. Das geschieht oft genug nicht.
Inzwischen hat sich weltweit eine Bewegung zur Förderung des fairen Handels formiert, in Deutschland gibt es Produkte mit dem Fair-Trade-Siegel inzwischen sogar bei Discountern. Hat es mit Kaffee, Tee und kunsthandwerklichen Produkten aus den Ländern der so genannten Dritten Welt angefangen, so umfasst heute die Palette der unter überwachten sozialen und ökologischen Bedingungen produzierten Waren längst auch Textilien. Sogar ein „Fair-Phone“ ist schon zu haben.
Rückenwind bekommen die Globalisierungskritiker von der ILO (Internationale Arbeitsorganisation in Genf, eine Unterbehörde der Vereinten Nationen), aber auch von hohen kirchlichen Vertretern wie dem Ökumenischen Rat der Kirchen und vom Heiligen Stuhl. Ganz deutlich wurde nun Papst Franziskus: „In der Wurzel ungerecht” nennt er das weltweite ökonomische System in seinem kürzlich veröffentlichtem erstem Apostolischen Schreiben über die „Freude des Evangeliums“ (November 2013). Eine Form der kapitalistischen Wirtschaft habe sich über die gesamte Erde ausgebreitet und töte Menschen, denn in ihr herrsche das Gesetz des Stärkeren, so der Papst. Menschen seien nur noch als Konsumenten gefragt, und wer das nicht leisten könne, werde ganz ausgeschlossen, weggeworfen. Durch eine „Kultur des Wegwerfens“ seien die Ausgeschlossenen nicht mehr nur „Ausgebeutete“, sondern Müll, „Abfall“.“ Die Welt lebe in einer neuen Tyrannei des „vergötterten Marktes“, in dem die Finanzspekulation regiere, die sich in Korruption und Egoismen wie z. B. in der Steuerhinterziehung ausdrücke.
Die klaren Worte von Papst Franziskus sind Wasser auf die Mühlen der Globalisierungskritiker und der Aktivisten für fairen Handel und weltweite Gerechtigkeit. Es gibt sie auch in Bad Tölz, beispielsweise in einem Bündnis der Katholischen und Evangelischen Gemeinde, dem Kath. Kreisbildungswerk, dem Ev. Bildungswerk, der Leserinitiative Publik-Forum e.V. und dem Arbeitskreis „Eine-Welt“, die sich zu einem „Arbeitskreis Fair Kaufen“ zusammengeschlossen haben.