Predigt für den 18. Oktober 2020

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Liebe Gemeinde,

niemand von uns sitzt im Schlafanzug hier. Wir haben uns alle für diese Veranstaltung entsprechend angezogen. Die Klamotten zu wechseln ist für uns alle eine Selbstverständlichkeit. Manchmal ziehen wir uns gleich mehrfach am Tag um. Wir werfen uns entsprechend in Schale je nachdem, wo wir hingehen: zur Arbeit, zum Sport, oder ins feine Restaurant.

Die richtigen Klamotten sind wichtig für unser Auftreten. Kleider machen Leute, heißt es so schön. Wir brauchen uns ja nur mal vorzustellen wir würden im Sport-Outfit im Restaurant erscheinen oder tatsächlich im Schlafanzug hier in der Kirche. Das wäre peinlich. Die richtigen Klamotten tragen entscheidend zu unserem Wohlbefinden bei.

Unsere äußere Hülle können wir ganz schnell anpassen. Aber wie schaut es mit dem Rest von uns aus? Können Menschen sich verändern?

Ich habe da meine Zweifel, wenn ich erlebe wie Lehrer jahrelang predigen, dass man nicht nur für die Schule, sondern fürs Leben lernt und sich manche Schüler trotzdem partout nicht für den Lernstoff interessieren. Oder wenn Eltern ihren Kindern täglich sagen: sprich nicht mit vollem Mund, und auch nach Jahren keine Veränderung erreichen. Aber auch wenn ich als Pfarrer von der Liebe Gottes predige und Leute nach einem Gottesdienst nur Nebensächlichkeiten im Kopf haben.

Bekanntlich kann man uns Menschen nicht ändern. Man kann nur sich selbst ändern. Aber sollen wir uns ändern, wenn sich ein anderer falsch verhält? Ist das auf Dauer gesund und gut für unsere Welt?

Können wir uns überhaupt verändern? Niemand kann aus seiner Haut heraus. Wir haben alle unsere Persönlichkeit und unsere Gene

Der Apostel Paulus meint, dass eine Veränderung durchaus möglich ist. Er hat es ja selbst erlebt. Er hat sich vom Christenverfolger zum Christusverkündiger gewandelt. Vom Saulus zum Paulus sagen wir heute noch, wenn sich ein Mensch grundsätzlich um 180 Grad dreht.

Ein Schüler des Apostels Paulus schrieb um das Jahr 90 folgende Zeilen an die Christen in Ephesus:

22 Legt den alten Menschen des früheren Lebenswandels ab, der sich in den Begierden des Trugs zugrunde richtet,

23 und lasst euch erneuern durch den Geist in eurem Denken!

24 Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit!

25 Legt deshalb die Lüge ab und redet die Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten; denn wir sind als Glieder miteinander verbunden. 26 Wenn ihr zürnt, sündigt nicht! Die Sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen.

27 Gebt dem Teufel keinen Raum! 28 Der Dieb soll nicht mehr stehlen, vielmehr soll er sich abmühen und mit seinen Händen etwas verdienen, damit er den Notleidenden davon geben kann.

29 Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, auferbaut und denen, die es hören, Nutzen bringt!

30 Betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, den ihr als Siegel empfangen habt für den Tag der Erlösung!

31 Jede Art von Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung mit allem Bösen verbannt aus eurer Mitte!

32 Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat.

Liebe Gemeinde,

können sich Menschen verändern? Und wenn ja: wie? Eine äußerliche Veränderung ist ganz einfach. Ein Friseurbesuch oder eine neue Brille reicht aus und schon fühlen wir uns neu. Wer es etwas extremer wünscht, der geht zum Schönheitschirurgen und lässt sich eine neue Nase designen.

Aber wird man dadurch wirklich glücklich und zufrieden? Wir kennen genügend Beispiele von Stars, die sich in ihrem Streben nach ewiger Jugend die Visage mit Botox und Co. völlig ruiniert haben. Denken wir nur an den King of Pop Michael Jackson, der trotz etlicher Schönheitseingriffe nie zufrieden war und sich immer weiter operieren ließ, bis er am Ende eher einem Schreckgespenst als sich selbst glich. Zufriedenheit ist also nichts, was sich äußerlich herstellen lässt. Zufriedenheit ist ein innerer Wert.

Viel wichtiger als eine äußerliche Veränderung ist also eine innere Veränderung. Aber auch viel schwieriger. Eine äußere Veränderung kann man sich einfach kaufen. Für eine innere Veränderung muss man sich anstrengen, man muss an sich arbeiten.

Manche Menschen sind so von sich überzeugt, dass sie meinen sie bräuchten gar keine Veränderung. Aber wer ein bisschen selbstreflektierter ist, wird schnell feststellen, dass jeder Mensch Potential zu einer Verbesserung hat.

Mache Menschen leiden richtig und sehnen sich nach einer Veränderung. Ich denke da Menschen mit einem starken Hang zum Perfektionismus. Diese Menschen sind nie zufrieden mit dem was ihre Mitmenschen leisten und fast noch schlimmer, nicht einmal mit ihrer eigenen Leistung.

Anderen geht es genau andersherum. Sie leiden unter ihrer Antriebslosigkeit. Sie sehen keinen Sinn in ihrem Leben und fühlen sich bedeutungslos. In beiden Fällen braucht es dringend eine Veränderung.

Aber auch Menschen, denen man zum Geburtstag wünscht: „bleib so wie du bist“, können so nicht wirklich bleiben. Leben ist Veränderung. Unsere Welt verändert sich stetig. Ein Mensch, der ein Leben lang auf allen seinen Ansichten und Gewohnheiten stehen bleibt, wird irgendwann wie ein Dino vom Lauf der Zeit überholt. Deshalb heißt es heute: lasst euch immer wieder erneuern durch den Geist. Rennt nicht nur dem Zeitgeist nach, aber versperrt euch auch nicht jeglichem Veränderungsprozess. Sonst werdet ihr die Probleme nicht lösen können, egal ob in der Familie, auf der Arbeit oder in der Kirche.

Der Autor des Epheserbriefes hatte ganz konkrete Probleme vor Augen. Er spricht von Lastern, von Jähzorn und Verbitterung, von Lug und Trug und lädt seine Leser ein sich verändern zu lassen.

Er weiß, wie ein neues Kleidungsstück ein neues Lebensgefühl mit sich bringen kann. Und so empfiehlt er: Legt ab den alten Menschen und zieht den neuen Menschen an.

Dieser neue Mensch ist der Mensch, wie er sein soll, so wie Gott sich den Menschen vorstellt und ihn ursprünglich geschaffen hat. Aber im Lauf des Lebens bleibt der Mensch nicht im sündlosen Zustand eines Neugeborenen. Er wird älter, nicht alles gelingt ihm, er lebt nicht immer so, wie es Gottes Wille ist. Aber das ist nicht unser Untergang.

Es gibt Vergebung, es gibt immer wieder eine neue Chance. In der Taufe wird das besonders sichtbar. Im Epheserbrief heißt es an anderer Stelle, dass mit dem Eintauchen ins Taufwasser der alte Mensch ertränkt wird und der neue Mensch ersteht. Der alte Mensch stirbt symbolisch mit Christus und der neue Mensch ersteht wie Christus.

Diese Erfahrung ist nicht wie die Taufe ein einmaliger Akt. Echte Veränderung ist schwer. Das Leben fordert uns immer wieder heraus und stellt uns vor neue Probleme. Täglich sind wir eingeladen uns von innen heraus zu erneuern, den alten Menschen abzulegen und ganz neu zu beginnen. Der Gottesdienst am Sonntagmorgen ist eine gute Gelegenheit dazu. Hier ziehen wir uns nicht nur äußerlich an, sondern kleiden uns innerlich, um nicht nackt dazustehen.

Heute, morgen, jeder Tag ist eine Chance, um neu zu beginnen. Das ist doch eine wunderbare Botschaft. Ganz egal, was gestern war. Ganz egal wie alt wir sind. Gott hilft uns neue Menschen zu werden.